Um die Menschheit zu retten, ist eine Transformation der Gesellschaft notwendig. Wir müssen auch die globale Wirtschaftsleistung drastisch senken. Je früher wir dies akzeptieren, desto grösser sind unsere Chancen auf Erfolg.
System Change, not Climate Change!
Mit dieser Forderung zeigen die jungen Streikenden, dass sie die Tragweite des Problems verstanden haben. Leider lehrt uns die Geschichte, dass die Nutzniesser des bestehenden Systems nur äusserst ungern auf ihre Privilegien verzichten. Die Klimastreiks haben uns eine echte Chance gegeben, den Kollaps der menschlichen Zivilisation abzuwenden. Die Jugendlichen können das Problem aber nicht im Alleingang lösen. Nur wenn die Zivilgesellschaft aufwacht und zusammen mit den Kindern auf die Strasse geht, wird die Transformation gelingen. Nehmen wir uns also vor, während den nächsten 12 Monaten nicht zu reisen und nichts zu kaufen, was nicht absolut notwendig ist. Die dadurch eingesparte Zeit können wir nutzen, um die Klimastreiks oder Extinction Rebellion zu unterstützen.
Im Streit um das kopernikanische Weltbild im 17. Jahrhundert war die Frage der Unbeweglichkeit der Erde zentral. Der Gedanke, dass der feste Boden unter den Füssen eigentlich Teil der Oberfläche eines sich drehenden Planeten ist, war für viele Menschen gefühlmässig inakzeptabel. Sie konnten sich die Erdrotation genau so wenig vorstellen, wie KlimaleugnerInnen heute einen menschlichen Einfluss auf das Klima wahrhaben wollen. Es besteht aber keinen Zweifel mehr daran, dass wir das Raumschiff Erde immer schneller zerstören. Und auf einem sinkenden Schiff kann man sich nicht neutral verhalten. Entweder setzt man sich dafür ein, das ganze Schiff noch zu retten, oder man versucht ein Rettungsboot für sich zu ergattern. Wenn es uns gelingt, die Zerstörung des Planeten aufzuhalten, werden wir alle davon profitieren. Wenn nicht, werden wir bald feststellen, dass die Erde keine Rettungsboote hat.
Wieder mal schlafwandelt die Menschheit in eine grosse Katastrophe. Wieder ist es möglich diese abzuwenden, wenn wir früh genug aufwachen. Lasst euch nicht von den Eignen täuschen! Denn unser Planet ist ja in keiner Weise bedroht. Die Sonne strahlt weiter und es sind weit und breit keine Meteoriten oder Aliens in Sicht. Das einzige Problem ist unsere Unfähigkeit uns eine wirklich nachhaltige Gesellschaft vorzustellen. Selbstverständlich müssen wir dafür bereit sein, unseren Lebensstil radikal zu verändern. Natürlich müssen wir dafür die Ressourcen der Welt gleichmässiger verteilen. Und wir müssen unbedingt die «Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen» von der Macht fegen, die uns im Moment um die Zukunft bringen. Die Alternative heisst, aus Bequemlichkeit das Leben unserer Kinder aufs Spiel zu setzen. Sind wir dazu bereit? Ich bin es nicht!
Prof. Henrik Nordborg freut sich auf Rückmeldungen: henrik@nordborg.ch.
Gesamter Artikel «Das Gespenst der Fakten» von Henrik Nordborg