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Gedanken am Sonntagmorgen

(nach dem Originalbeitrag auf http://christina-fuer-nachhaltigkeit.blogspot.com/)

Früh morgens an einem Sonntag wälze ich mich wieder in meinem Bett und kann nicht wieder einschlafen, die Gedanken an die Klimakrise und wie wir Menschen es dermassen vermasselt haben, lassen mich mal wieder nicht mehr los.

Die Bilder aus Deutschland, die Brände in den USA , die Hitzewellen in Kanada und die riesigen Regenmengen lassen eine Zukunft deutlich werden, in der die Menschheit – und aber auch leider alle Tiere und Pflanzen mit uns – von einer unbändigen Natur überrollt wird – einer Natur die unbegreiflich mächtig und nicht kontrollierbar ist.

Unser eigener Treibhausgas Ausstoss wird leider eine immer geringere Rolle spielen – ich würde sagen – wir haben es vergeigt.

Vergesst das restliche Carbon Budget! Vergesst die Milliarden Tonnen, die wir angeblich noch ausstossen dürfen, ohne dass das Klima kippt! Das ist totaler Quatsch: Es ist bereits jetzt zu viel CO2 in der Atmosphäre, man sieht es einfach daran, dass alles um uns herum bereits schmilzt und zwar immer schneller. Und sehr wahrscheinlich sind einige Kipppunkte bereits überschritten – die Eisschmelze an der Arktis alleine bringt ein halbes Grad mehr – durch nun schwarzes Wasser anstatt weisses Eis, wodurch deutlich mehr Wärme entsteht, d.h. die 1.5 Grad könnt ihr gerade vergessen, ausser ihr glaubt an den Weihnachtsmann.

Als ich anfing meinen Blog „Christina für Nachhaltigkeit“ zu schreiben, vor nun immerhin 11 Jahren, hatten wir eine echte Chance es zu schaffen, wir waren damals bei rund 350 ppm CO2, nun sind wir bei über 410 ppm. Nur zur Erinnerung: Normal wären 270 ppm.

Ich glaube immer weniger daran, dass wir noch eine Chance haben – vor allen auch nach der Abstimmung hier in der Schweiz, wo eine gut gebildete Gesellschaft trotzdem auf Lügenmärchen hereinfällt und es nicht schafft sogar mässige Klimaschutz-Gesetze anzunehmen. Aber trotzdem bleibe ich weiter dran, denn aufgeben ist einfach keine Option! Und eine Sache gibt mir Hoffnung.

Hätten wir in den ersten Corona-Wochen für eine Maskenpflicht gestimmt? Hätten wir für Schulschliessungen gestimmt? Sicher nicht !! Unsere Regierungen haben entschieden, dass es aufgrund der Gefährdung der Bevölkerung wichtig genug ist, es durchzusetzen. Warum ging es hier so schnell? Ein Verdacht ist, dass die Politiker Angst hatten, da die eigene Altersgruppe – alte Männer – besonders gefährdet war und es deshalb mit den Entscheidungen besonders schnell ging. Aber immerhin: Es ist grundsätzlich möglich für unsere Regierungen Gefahren zu erkennen und danach zu handeln.

Deshalb, nachdem wir nun das Leben der mehrheitlich über 70-jährigen gerettet haben, können wir uns dem Leben der jungen Menschen und der ganzen Natur, dem Leben der Menschen in Afrika, den Malediven, in Bangladesch zuwenden – wo schon lange Millionen von Menschen durch die Klimakrise sterben oder ihre Heimat verlassen müssen. Irgendwie scheinen diese Leben nicht ganz so wichtig zu sein.

Nun liebe Regierungen: Wie viele Menschen, Tiere und Pflanzen müssen erst an der Klimaerhitzung (die auch Überschwemmungen bringt) sterben, bis ihr reagiert. Leider sind wir schon mitten in der exponentiellen Entwicklung und leider mit einer Verzögerung von ein paar Jahren – nicht 2-3 Wochen wie bei Corona – was es für uns Menschen einfach sooo schwer macht, das Ausmass zu begreifen.

Stellt euch eine Hitzewelle, wie in Kanada vor: Wir Menschen können vielleicht in gekühlte Gebäude gehen, aber was ist mit allen Tieren im Wald, den Vögeln, den Pflanzen – die müssen da draussen bleiben und elendlich verdörren. Vergesst technische Lösungen, die Natur ist zu mächtig und wir haben viel zu viele Angriffspunkte: Technische Lösungen bedeuten: Überleben nur für Reiche (vielleicht) !

Obwohl die Situation eher aussichtslos ist, sollten wir es trotzdem versuchen. Der einzige Weg, den ich noch sehe ist sehr drastisch:

Wir müssen wie bei Corona das Leben anhalten und jeden Prozess auf Klimatauglichkeit kontrollieren. Alle Kohlekraftwerke sofort abstellen, alles Bauen stoppen, alle Autos mit Verbrennungsmotor sofort abstellen, die meisten Nutztiere -vor allem Rinder – abschaffen, nur noch lebensnotwendige Prozesse am Laufen halten – ging ja bei Corona auch. Nur anders als bei Corona können wir auch nicht Unmengen bei Amazon bestellen und müssen wir das länger durchhalten und gleichzeitig anfangen alle Prozesse umzustellen, dazu gehören Umschulungen, Abscheidung von CO2 aus allen Verbrennungen, die unbedingt nötig sind. Wir müssen uns einschränken, CO2 muss verboten werden, mit einer Übergangsfrist natürlich, aber die darf nicht zu lang sein.

Aber wir dürfen weiterhin: Uns umarmen, tanzen, lachen, singen, Musik und Spieleabende machen, Theater, Kino, mit Freunden zusammen sein, wandern, Rad fahren und viele schöne Dinge – von daher viel weniger schlimm als bei Corona.

Crazy – aber wer hätte vor Corona gedacht, dass jemals 2 Monate ganz Europa nicht aus dem Haus geht und alle Airlines still stehen. Man sieht also, wo ein Wille ist, da ist ein Weg – aber haben wir den Willen die Welt (also unsere Zivilisation, die meisten Tiere und Pflanzen) zu retten?!

Da kommt doch sicher gleich die Frage: Wer soll das alles bezahlen, wie soll das möglich sein? Nun ja auch das zeigt die Corona Krise. Wieviel Geld da ist und wofür es eingesetzt wird, können wir selber bestimmen! Wofür wir Menschen unsere Arbeitskraft, Phantasie und Energie einsetzen, können wir selber bestimmen. Wir drucken das Geld, wir machen das Finanzsystem, es ist nicht Naturgegeben. Wir haben es in der Hand und unsere Regierungen könnten es umsetzen – aber natürlich nur, wenn wir sie dabei unterstützen.

Gut und wenn ihr nun denkt – doch irgendwie hat sie Recht, aber was soll ich jetzt machen?

Eine der wenigen Gruppen, die das in aller Konsequenz fordern sind die Extinction Rebellion kurz XR. Diese gibt es mittlerweile weltweit, dort findet man Gleichgesinnte. Und auch wichtig, mit allen in der Umgebung sprechen, euch vernetzen. Ihr könnt ab sofort aufhören euch selber einzuschränken, Zeit mit der Optimierung eures eigenen Fussabdrucks zu verbringen, das ist zwar nett aber bringt NICHTS – spart euch die Zeit und Energie für den wirklich wichtigen Kampf, nämlich unsere Regierungen dazu zu bringen, endlich die Klimakrise als solche zu erkennen und wirksame Massnahmen zu ergreifen.

So, nachdem ich mir das von der Seele geschrieben habe, versuche ich trotzdem mein Leben zu geniessen – vor allem mit Freunden feiern und fröhlich sein, dass sollten wir uns nicht nehmen lassen.

P.S. Vom 30. Juli bis 6. August findet in Zürich und Bern das diesjährige RiseUpForChange statt. Im Visier steht der Schweizer Finanzplatz, der mit seinen Investitionen für mehr als das Zwanzigfache des Schweizer Treibhausgas-Ausstosses verantwortlich ist. Dieses wichtige Projekt wird auch von fossil-free.ch unterstützt.

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